Antilopen, die Löwen fressen. In elf einfachen Lektionen zum Terror-Opfer

Fiese Minderheiten wollen die Mehrheitsbevölkerung verdrängen, unterdrücken oder gar auslöschen – in Zeiten der Retro-Trends ist diese etwas aus der Mode gekommene Denkfigur heute wieder total im Kommen. Politprofis und Publizist*innen machen es vor und warnen vor der gefährlichen Macht der Minderheiten. Trendscouts verraten: Opfergejammer der Privilegierten ist das neue Schwarz. Weil alle auf der Welle mitreiten wollen, viele aber doch nur recht mittelmäßige Minderheitendämonisierungen zustandekriegen, möchte ich hier einen kleinen Leitfaden anbieten.

Konzentrieren wir uns der Einfachheit halber auf die allgegenwärtige Unterdrückung der Heterosexuellen. Homos klagen seit Jahrzehnten darüber, wie schwer sie es haben. Aber Heteros durften das nie. Das ist ungerecht und gemein. Um nicht zu sagen: diskriminierend! Wenn Sie sich jetzt gerade nicht mit der Hand auf die Stirn geschlagen haben, dann können wir beginnen. Sie haben Potential.

* * *

Erste Lektion:
Es gibt immer nur neue Unterdrückung

Wenn Gruppe A die Gruppe B nicht mehr unterdrückt, wird Gruppe B die Gruppe A unterdrücken. Das müssen Sie unbedingt verinnerlichen, sonst ergibt alles Weitere keinen Sinn. Wir lernen aus der Geschichte: Genau so, wie Bürgerrechte für Frauen zur Unterjochung der Männer führten und die Abschaffung der Sklaverei die Diktatur der Schwarzen über die Weißen einleitete, wird die traditionelle Kleinfamilie vom Antlitz der Erde getilgt werden, sobald wir die Erwähnung von gleichgeschlechtlichen Paaren in Schulbüchern zulassen.

Zweite Lektion:
Üben Sie mit Allgemeinplätzen

Jede populistische Unsinnshaltung fördert die Entwicklung von praktischen Totschlagformeln. „Heute darf man es ja nicht mehr sagen, aber…“ „Jetzt wird das Anormale zur Norm erhoben.“ Plappern Sie das einfach nach, es wird auf fruchtbaren Boden fallen. Der Klassiker: „Toleranz ist keine Einbahnstraße.“ Dass Sie selber gar nicht tolerant sein wollen, schon gar nicht denen gegenüber, die es wagen, Ihre Homophobie zu kritisieren, wird niemand merken. Verunglimpfen Sie emanzipative Forderungen als Lobbyismus und Schreien nach Sonderrechten. Behaupten Sie, dass Sie nichts gegen Schwule hätten, „so lange die mich in Ruhe lassen.“ Mit so wenigen Worten können Sie sich als gefährdetes Opfer übergriffig grabbelnder Homos darstellen oder andeuten, dass schon das bloße Sichtbarwerden von Schwulen so eine Art passives Mobbing darstellt. Gratuliere, damit sind Sie schon in der Kreis-Liga der Selbst-Viktimisierung.

Dritte Lektion:
Drama, Baby, Drama!

Verniedlichen Sie die Eheöffnung für Homosexuelle nicht als eine läppische Neudefinition der Ehe. Sie ist ein Angriff auf Ehe und Familie! Da kann sich gleich jede*r persönlich bedroht fühlen, und darum geht es schließlich. Aufklärende Medienbeiträge, Antidiskriminierungsgesetze, ja schon die provozierende Existenz von Homosexuellen sind Minderheitenterror, Gehirnwäsche, Gesinnungsdiktatur. Wenn Sie nicht mit großen Wortklötzen schmeißen, hört Ihnen keine*r zu.

Der Erzbischof von Riga macht es vor:

„Homosexuelle Beziehungen vernichten unsere Identität – nicht nur unsere christliche Identität, sondern auch unsere menschliche Identität, die Identität von Mann und Frau.“

Klingt doch knackig, oder? Der Chef der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Bagnasco formuliert, die Anerkennung von homosexuellen Paaren verwirre die Menschen und sei

„ein trojanisches Pferd, das den Kern der Menschheit untergräbt.“

Vielleicht müssen Sie nicht unbedingt von grabenden Pferden fabulieren, aber „Kern der Menschheit“ – das hat doch was, nicht wahr? Huiuiui, wenn der bedroht ist, dann kann sicher nur noch Bruce Willis helfen, und sogar der schafft es ja immer nur in letzter Minute.

Vorbild kann auch die Pegida-Aktivistin Tatjana Festerling sein, die nichts Geringeres am Werke sieht als den

„Terror der schwul-lesbisch-queeren-intersexuellen Minderheit, […] die unsere Kinder mit ihrem überzogenen Sexualscheiß schon in der Grundschule traumatisieren“.

Vor kurzem hatte der Tiroler Musikant Andreas Gabalier bei einer Musikpreisverleihung in Wien weniger Preise gewonnen als Conchita Wurst und daraufhin seinen Schmerz in die Welt hinausgerufen:

„Man hat’s nicht leicht auf dera Welt, wenn man als Manderl noch auf a Weiberl steht.“

Dabei war er von Teilen des Publikums ausgebuht und anschließend in einigen Medien kritisiert worden. FPÖ-Landesparteiobmann Christian Höbart zieht hier den naheliegenden Vergleich zum Terrorismus. Tief schockiert von der Erfahrung, dass man in einer Demokratie mit Kritik rechnen muss, wenn man etwas sagt, versah Höbart seine Facebookseite, in Anspielung auf das Terrorattentat gegen „Charlie Hebdo“, mit dem Banner „Je suis Gabalier“.

Terror, Trauma, Ende der Menschheit: In Zeiten der bevorstehenden Diktatur sind leise Töne eine Schwäche, die wir uns nicht leisten können. Mit Buhrufen fängt es nämlich an, und mit Maschinengewehren hört es auf.

AntilopenAbb1Vierte Lektion:
Malen Sie aus, wo das alles hinführen wird

Die Homos sind ja nur der Anfang. Bald werden sie alle ankommen und Rechte einfordern: Pädophile, Zoophile, Nekrophile, Vergewaltiger, Polygamist*innen. Und wie soll man der ganzen Bagage noch verwehren, was die erste Perversentruppe schon bekommen hat? Wie die Ehe mit Hunden und Staubsaugern noch abwenden, wenn man sie den Homos erst einmal gestattet hat?

Und Sie wissen ja längst: Homosexualität wird bald zur Pflicht. Die Publizistin Birgit Kelle hat dazu eine bemerkenswerte Phantasie:

„Wenn es so weitergeht, wird wohl in absehbarer Zeit in unseren Schulen das Wort „Hetero“ als Bezichtigung verwendet. Denn wer nicht wenigstens bisexuell ist, gerät angesichts der Gender-Offensive demnächst mit seinem traditionellen heterosexuellen Geschlechtstrieb unter Rechtfertigungsdruck.“

Keine Angst vorm Bangemachen! Damit wird man heute Bestsellerautor*in und darf durch alle Talkshows tingeln.

Wer es alttestamentarisch mag, kann statt der Teufel auch zornige Gottheiten an die Wand malen. So wie der US-amerikanische Anwalt Gregory McLaughlin, der per offizieller Petition einen „Sodomite Suppression Act“, nämlich die Todesstrafe für Homosexuelle, einführen will:

„Vor dem Hintergrund, dass es besser ist, wenn die Täter sterben, anstatt dass wir alle durch Gottes gerechten Zorn getötet werden, weil wir Bosheit in unserer Mitte dulden, empfiehlt das Volk von Kalifornien mit Bedacht und Ehrfurcht vor Gott, dass jede Person, die freiwillig eine andere Person des gleichen Geschlechts zu Zwecken der sexuellen Befriedigung berührt, mit dem Tode durch Kugeln in den Kopf oder jede andere geeignete Methode bestraft wird.“

Fünfte Lektion:
Machen Sie Andeutungen

Vielleicht sind Sie nicht der Typ für die große Pauke, sondern eher Genießer*in der leisen, süffisanten Häme? Lernen wir von Meister Gabalier und nehmen wir einmal das unscheinbare Wörtchen „noch“ unter die Lupe: „wenn man als Manderl noch auf a Weiberl steht.“ Mit nur vier Buchstaben wird hier die Vorstellung abgerufen, Heterosexuelle stünden heute – warum auch immer, das darf sich dann jede*r selbst ausmalen – auf der Liste der bedrohten Arten. So einfach kann es sein! Wenn die Pauken oft genug um den Block gezogen sind, dann reicht ein Takt auf der Triangel und die Menge weiß, welches Marschlied gemeint ist.

Sechste Lektion:
Fordern Sie Toleranz für Ihre Intoleranz

Aber formulieren Sie es um Himmels willen nicht so. Nie vergessen: Sie sind das Opfer! Beobachten wir noch einmal Meister Gabalier beim klassischen Grundschritt:

„Die Toleranz von den sogenannten Toleranzvertretern endet da, wo irgendwer anderer Meinung ist als sie.“

Der US-Bundesstaat Indiana hat vor kurzem ein Gesetz verabschiedet, das es allen Organisationen, Unternehmen und Dienstleister*innen erlauben würde, aus religiösen Gründen queere Menschen nicht zu bedienen. Es hagelte Kritik, dass dieses Gesetz nicht besonders menschenfreundlich oder tolerant sei. Der Gouverneur Mike Pence wies diesen Vorwurf zurück und klagte bei Unterzeichnung des Gesetzes stattdessen über

„die Lawine der Intoleranz, die über unseren Staat ausgeschüttet wird“.

Sie sehen: Sogar wenn man gerade die konkrete, massive Entrechtung von Minderheiten betreibt, kann man trotzdem das Opfer sein. Man braucht dazu nur ein wenig Chuzpe.

Siebte Lektion:
Missbrauchen Sie Ideale

Hier kommen wir in die Profi-Liga. Werte wie Demokratie, Pluralismus und Meinungsfreiheit werden in den geübten Händen von Selbstviktimisierungsfachleuten zur Waffe.

Definieren Sie Meinungsfreiheit neu: Sie bedeutet, dass niemand widersprechen darf, wenn Sie menschenfeindliche Hetze betreiben. Fordern Sie Ihre Kritiker*innen auf, die Klappe zu halten, weil Widerrede Sie Ihrer Grundrechte beraube. Dass das eine recht einseitige Vorstellung von Meinungsfreiheit ist, merkt heute niemand mehr. Ganz zu schweigen davon, dass die Meinungsfreiheit eigentlich die Bürger*innen vor der Gängelung des Staates schützen soll und nicht Arschlöcher vor der Kritik ihrer Mitmenschen. Sie sehen das anders: Meinungsfreiheit bedeutet, dass Sie das Recht haben, auf jede Bühne zu springen und sich das Mikrophon zu schnappen. Wer Sie daran hindert oder auch mal ans Mikro will, ist demokratiefeindlich, basta.

AntilopenAbb2Die leicht gekürzte Nachveröffentlichung des ZDF-Interviews etwa, in dem Akif Pirinçci seinen Bestseller „Deutschland von Sinnen. Der Irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer“, sein Standardwerk der Täter-Opfer-Umkehr, mit Unterstützung einer hilflosen Moderatorin anpreisen durfte – eindeutig Zensur!

Auch die Inhaber*innen von Diskussionsforen und Kommentarbereichen sind natürlich verpflichtet, jeden Kommentar zu veröffentlichen. So wie ja Zeitungen per Gesetz alle Leserbriefe ungekürzt abdrucken müssen. Wo das nicht passiert, stehen wir doch mit einem Bein in der Diktatur!

Das Gleiche klappt auch mit anderen Grundwerten. Das oben erwähnte Gesetz in Indiana etwa trägt den schönen Namen „Religious Freedom Restauration Bill“. Hier werden also gar keine Rechte eingeschränkt, sondern im Gegenteil, endlich wird die Freiheit religiöser Menschen, die bereits verloren war, wiederhergestellt! (Ein fast gleichlautendes Gesetz wurde übrigens auch in Arkansas umgesetzt; in North Carolina kursiert ein Gesetzesentwurf, der es sogar Krankenhäusern erlauben könnte, queere Patienten abzuweisen.)

Merke: Diskriminierung ist ein Menschenrecht!

Achte Lektion:
Ziehen Sie historische Parallelen

Keine Bange vor kühnen Vergleichen. Stellen Sie sich ruhig in eine Reihe mit Sklaven, Holocaustopfern, Nazi-Widerstandskämpfer*innen! Das wäre nur im Interesse derer, die vor Ihnen litten!

Wenn ein Bäcker in den USA aus angeblichen Antidiskriminierungsgründen gezwungen wird, einen Kuchen für ein schwules Hochzeitspaar zu backen, obwohl er das gar nicht will – ist das dann nicht eine neue Form der Sklaverei?

Wenn die Familie, die in einem Interview trotzig verkündete, ihr Betrieb werde niemals Pizza für eine Homo-Hochzeit liefern, anschließend mit Kritik übersät und boykottiert wird, sind dann nicht, wie ein Fox-News-Kommentator formuliert, „moderne Nazis“ am Werk? Eine „Gay Gestapo“? Gemahnt die vorübergehende Schließung besagter Pizzeria nicht, wie Brian Fisher, der Sprecher der American Family Association, meint, deutlich an das Schicksal von Anne Frank?

Wenn Sie glauben, Nazivergleiche könne man aber im deutschsprachigen Raum nicht bringen, dann hören Sie einmal dem Salzburger Weihbischof Laun zu. Die Gefahren der modernen Gleichstellungs- und Aufklärungsbestrebungen, die der alte Fuchs als „Genderismus“ entlarvt, setzt er ohne mit der Wimper zu zucken in Parallele zum Naziregime:

„Wir werfen der Eltern-und Großelterngeneration immer wieder vor, gegenüber den Untaten der Nazis geschwiegen zu haben. […] Den genderkonformen Missbrauch von Kindern aber, die in Desorientierung und Unglück gestürzt werden, nehmen wir schweigend hin.“

Damals, so Laun, sei es lebensgefährlich gewesen zu reden. Heute sei es noch nicht lebensgefährlich, und die meisten schwiegen trotzdem. Er beschreibt „Gender“ als ein „totalitäres System“ und zitiert warnend den schon erwähnten Chicagoer Kardinal George:

„Ich erwarte, in meinem Bett zu sterben. Mein Nachfolger wird im Gefängnis sterben – und dessen Nachfolger wird als Märtyrer auf einem öffentlichen Platz sterben.“

Neunte Lektion:
Widerspruch ist Bestätigung

Wenn jemand sagt, dass Sie haarsträubenden Unsinn reden und wirkliche Diskriminierungsopfer verhöhnen, ist das nur ein weiterer Beweis dafür, dass Sie Recht haben. Jeder Shitstorm gegen Ihre Äußerungen beweist doch, dass Sie offenbar in ein Wespennest der Intoleranz gestochen haben.

Zehnte Lektion:
Wehren Sie jede Empathie ab

Ganz, ganz wichtig: Blenden Sie das Leid der wirklich Diskriminierten vollständig aus. Fragen Sie sich nie, was die Minderheiten, denen Sie vorwerfen, Sie zu unterdrücken, an echter Diskriminierung durchmachen. Was der irre Kult um Männer, Heterosexuelle und Deutschstämmige anrichtet. Ihre Klagen würden sonst nicht nur lächerlich wirken, sondern ekelerregend.

Elfte Lektion:
Vertrauen Sie auf die Medien

Machen Sie sich keine Sorgen, dass die Medien jemals die Schwachpunkte, Lügen und logischen Fehlschlüsse aufdecken, mit denen Sie argumentieren. Im Gegenteil, je abstruser, spekulativer und paranoider Ihre Aussagen sind, desto beflissener wird man alles weiterverbreiten. Die Währung der Medien ist Aufmerksamkeit, nicht Wahrheit.

* * *

Herzlichen Glückwunsch, Sie sind nun zur qualifizierten Täter-Opfer-Umkehr befähigt.

Verinnerlichen Sie abschließend noch einmal die erste Lektion: Es heißt nicht: „Wir alle zusammen“, sondern „DIE oder WIR!“ Nur linksgrünversiffte Gutmenschenspinner glauben wirklich, man könne eine Diskriminierung abschaffen, ohne gleichzeitig eine Gegendiskriminierung einzuführen. Der gesunde Menschenverstand weiß: Mit den Privilegierten und den Marginalisierten funktioniert das wie im Tierreich: fressen oder gefressen werden. Lassen Sie sich von den Homos und Genderfreaks nichts anderes einreden: Wenn die Löwen die Antilopen nicht fräßen, dann fräßen die Antilopen die Löwen.


Ich danke Matthias für Anregungen und Lektorat.

75 Kommentare zu “Antilopen, die Löwen fressen. In elf einfachen Lektionen zum Terror-Opfer

  1. Wunderbar – wunderwahr!
    Wovon die Homohasser feucht träumen ist die „Rede- und Meinungsfreiheit“ des Anwaltes McLaughlin in Kalifornien; sie würden auch gerne zu Gesetzen aufrufen (sie sind ja doch anständige Staatsbürger, Selbstjustiz gibt´s noch nich, erst mal rantasten), die die Hinrichtung von Homosexuellen als Wohltat für den Staat absegnen. Das Geschrei scheint immer absurder zu werden – doch es sind die alten und immer gleichen dummen Pseudoargumente. Ach, was, eigentlich wollen diese Leute auch längst keine Argumente mehr bringen – die es ja nicht gibt – sie wollen die Auslöschung. Es sind mordrünstige Menschen, mit denen man nicht mehr diskutieren darf – denn wenn man denen den kleinen Finger reicht, dann packen sie die ganze Hand und reißen einen den Arm aus, in der Hoffnung, man verblute. – Wozu Appeasement führt, hat man 1939 gesehen!)
    Sie WOLLEN Menschen zweiter und dritter Klasse, um sich selbst aufzuwerten.
    Ich diskutiere nicht mehr mit Kelle, Laun, Kuby und dergleichen geistig-ethischer Impotenz – sie halten mich für krank, pervers, kriminell. Darüber läßt sich nicht mehr diskutieren… sie entziehen mir die Menschlichkeit – warum sagt das denn keiner ganz offen! Nicht durch ein wie auch immer geartetes Verbot kriegt man diese Leute aus den Medien, wo sie ihre Lügen und ihre Abscheu verbreiten, sondern indem man ganz offen sagt, wes Geistes Kinder sie sind.
    Und dann gibt es noch Schwule, die diesen Leuten zuarbeiten; ebenso wie die Schwulen in der SA, die so blöd waren, bei ihrem eigenen Untergang mitzumachen – siehe der Schwulenkreis in der AfD oder die Sippe um David Berger.

    • Ich möchte hier mal den Waldschlösschen-Appell einbringen und zur Diskussion stellen. Es geht dabei um den Umgang der Medien mit Homophobie und ihren prominenten Vertreter*innen. Ich weiß nämlich ehrlich gesagt selbst noch nicht so ganz genau, was ich davon halten soll. Ich finde das grundsätzlich sympathisch, habe aber gleichzeitig ein komisches Gefühl dabei, das ich noch nicht so recht greifen kann.

      http://www.der-appell.de

      Vielleicht hat ja jemand Lust auf eine Diskussion darüber. Hier lesen doch so viele pfiffige Leute mit … :-)

      • Auch ich war mal vom Appell begeistert; aber er stammt von David Berger, der sich inzwischen als katholischer Maulwurf entpuppt hat. Gerade versucht er mit genau der Taktik, die jene, denen er den Mund verbieten wollte – nämlich eine gefährliche Nähe von Homosexuellen und Pädophilen zu konstruieren (siehe TheEuropean) – die Schwulenszene zu spalten und 40 Jahre mühselige Emanzipationsarbeit zu spalten, um sich selbst an die Spitze der Bewegung zu setzen.
        Dieser Appell war nichts weiter als ein Trick – einmal sollten seine Feinde in rechtsklerikalen Kreisen zum Schweigen gebracht werden, zum anderen biederte er sich damals damit auch bei den ihm gegenüber mißtrauischen Schwulen an. Inzwischen hat er blank gezogen und präsentiert eine rechtspopulistische Fratze!

        • Nimm’s mir nicht übel, Wolfgang, ich freue mich über deinen erfrischend zornigen Input (nein, das ist nicht ironisch gemeint), aber ich würde lieber den Inhalt des Appells an sich diskutieren.
          Dass der Appell nur von Berger stamme, ist nämlich nicht richtig, sondern er wurde von einer Journalist*innengruppe gemeinsam verabschiedet und stand von Anfang an auf einer recht breiten Basis von Unterstützer*innen. Den Inhalt allein als Teil eines Bergerschen Spielchens zu verstehen, täte den Autor*innen meiner Meinung nach Unrecht.

        • Lieber Fink, nehme Dir nichts übel – aber Du wirst Dich wundern – auch ich war zu Anfang angetan und habe den Appell sogar unterzeichnet… Inzwischen sehe ich ihn nicht bloß als Berger-Werk… Als Journalist kenne ich die Strukturen in den Redaktionen – natürlich holt man sich z.B. wie jüngst wieder bei Maischberger ein paar schrille Figuren (gegen die nichts einzuwenden ist), aber meistens sind sie intellektuell nicht so auf der Höhe wie die eingeladenen Gegner; das ist Absicht! (Conchita Wurst war jüngst ja auch nur als Dekor eingeladen!) Es geht nämlich in Talkshows nicht um Informations-Vermittlung; auch in den öffentlich-rechtlichen Sendern wabert ein „Zauberwort“ durch alle Redaktionsstuben: „Boulevardisierung“! Man will dem „Volk aufs Maul schauen“ und redet ihm nach demselben. – Selbst die verdienstvollen Filme vom Kollegen Deker beim NDR über „Homoheiler“ beschäftigten sich nur mit eben diesen „Heilern“ und nicht mit der Ideologie und den rechten Vordenkern dieser Szene – dazu kam die heute als notwendig erachtete „Präsentationsart“, der Autor selber mußte den „Protagonisten“ geben, da sich natürlich schwerlich jemand aus dieser Szene dafür finden ließ. Es ist seit einigen Jahren ein ungeschriebenes Gebot, alles zu „personalisieren“ – das heißt auch, daß eine Auseinandersetzung mit Themen nicht mehr wirklich stattfinden kann….
          …so kommt es natürlich, daß Figuren wie Herr Höcke ihre unreflektierten Vorteile bei Maischberger ausbreiten dürfen…das gibt den gewünschten „emotionalen Gehalt“.
          Ich bin zwiegespalten – denn andererseits können die Homogegner so besser identifiziert werden, wenn sie in den Focus der Medien geraten.

          Und zu Berger nochmal – er hat sich gezielt und ungefragt an die Spitze dieser Initiative gesetzt, die dann mit ihm identifiziert werden sollte. Aber Berger ist ein anderes Thema… Dazu kommt aber noch was von mir an anderer Stelle…

      • Conchita hat das doch ziemlich gut gemacht, finde ich. „Schrill“ (gräsliches Wort) heißt doch nicht doof.

      • Zum Appell hatte ich mal was geschrieben. Hier ein Auszug:

        „Allerdings bin ich der festen Überzeugung, dass die Initiatoren dieses Appells es sich eine Spur zu einfach machen, weil sie nämlich de facto fordern „Diskussionen“ über Homosexualität mehr oder weniger einfach unterbinden zu wollen. Der Versuch, bestimmte Äußerungen par ordre de mufti zu ächten, ist meines Erachtens kein Zeichen von Stärke, sondern im Gegenteil ein Zeichen dafür, dass man nicht gewillt und nicht in der Lage ist, solchen Aussagen etwas entgegenzusetzen.“

        Der ganze Beitrag: https://gaywest.wordpress.com/2013/06/15/appell-appell/

        • Danke für deinen Kommentar, Adrian. Ich stimme dir darin zu, dass es eigentlich nicht besonders schwierig ist, homofeindliche Argumente (die ja meistens nur Scheinargumente sind) zu widerlegen. Mir stellt sich aber die Frage: wie oft eigentlich noch?

          Wir hätten z.B. weißderhimmel genug damit zu tun, die Suizidrate unter queeren Jugendlichen endlich wirksam zu senken. Wie hilfreich ist es da, immer wieder auf’s Neue darüber zu „diskutieren“, ob sie überhaupt eine Realität ist, und wenn ja, ob sie nicht vielleicht doch aus der Queerness der Jugendlichen selbst resultiert und nicht aus der Verachtung der Umwelt?

          Klar, das ist jetzt ein bisschen polemisch, also werden wir sachlicher. Du schreibst:

          „Persönlich hielte ich es ebenfalls für tolerabel, wenn in Talkshows oder anderswo davon geredet würde, dass Schwarze faul und Juden unser Unglück seien.“

          Ich finde es richtig, Queerfeindlichkeit – bei aller Vorsicht – in eine Reihe mit anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu stellen. Seltsamerweise werden aber für Homo- und Transfeindlichkeit oft andere Maßstäbe angelegt. Wann hast du zuletzt eine Talkshow gesehen, in der jemand eingeladen wurde, der Schwarze als faul oder Jüd*innen als „unser Unglück“ bezeichnet hätte, und zwar genau wegen dieser Meinung? Und womöglich noch unter dem Titel „Sind Schwarze wirklich faul?“ Wann hat zuletzt ein*e Moderator*in die Einladung einer*s offenen Rassist*in damit gerechtfertigt, man müsse nun einmal alle Meinungen gleichwertig darstellen, und ob nun Schwarze minderwertige Menschen seien, das könne man eben so oder so sehen?

          Für die meisten Journalist*innen in Deutschland ist es inzwischen eine ethische Selbstverständlichkeit, dass Rassismus eben nicht einfach ungefiltert abgebildet werden kann, sondern stets in einen wertenden Rahmen eingefügt werden sollte (wie immer das dann konkret geschehen mag). Warum sollte bei Homofeindlichkeit diese journalistische Ethik nicht greifen?

          Es geht nicht darum, Meinungen zu „unterbinden“, wie du schreibst. Der Waldschlösschenappell fordert nicht, Meinungsäußerungen zu bestrafen. Jede*r darf weiterhin in den üblichen Grenzen ihre*seine Meinung in den ihm*ihr zugänglichen Foren verbreiten. Es ist ein Appell an die journalistische ethische Verantwortung, kein Gesetzesvorschlag.

          Es geht im Kern um die Frage, ob nicht bei jeder Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit die angeblich notwendige „wertfreie“ Darstellung des Journalismus enden sollte oder ob nicht die Ethik eine eindeutige Wertung geböte.

        • @ fink
          „Ich finde es richtig, Queerfeindlichkeit – bei aller Vorsicht – in eine Reihe mit anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu stellen.“

          Ich halte nicht allzu viel von diesem Begriff, da ich mir von diesem keinen argumentativen Gewinn verspreche.

          „Warum sollte bei Homofeindlichkeit diese journalistische Ethik nicht greifen?“

          Weil man sich gesellschaftlich noch im Diskurs darüber befindet, was als homofeindlich zu bewerten ist.

          „Es ist ein Appell an die journalistische ethische Verantwortung, kein Gesetzesvorschlag.“

          Und weil Ethik subjektiv ist, kann jeder Diskussionsbeitrag außerhalb des Rahmens dieser subjektiven Ethik, als Unterbindung der Meinungsfreiheit verstanden werden.

          „oder ob nicht die Ethik eine eindeutige Wertung geböte.“

          Und noch mal. Deine Ethik ist nicht unbedingt die Ethik aller anderen. Erst wenn es ein gesellschaftliches Tabu geworden ist, Homogegner nicht mehr in Talkshows einzuladen, wird es dazu kommen, Vorher nicht. Soweit sind wir aber noch nicht.

        • „Wann hast du zuletzt eine Talkshow gesehen, in der jemand eingeladen wurde, der Schwarze als faul oder Jüd*innen als “unser Unglück” bezeichnet hätte, und zwar genau wegen dieser Meinung?“
          @ fink

          Na, in den 2-3 Jahren nach Sarrazins „Intelligenz ist genetisch vererbt“-Ergüssen war doch jede zweite Talkshow genau so paritätisch mit Rassisten besetzt… Titel von „Schafft sich Deutschland wirklich ab?“ bis „Ist der Islam der Untergang des Abendlandes?“ sind doch seitdem an der Tagesordnung. Und jedesmal wenn ein afroamerikanischer Jugendlicher polizeilich rücklings entsorgt wird, kommen genau die von Dir so wunderbar destilierten Relativierunsreflexe.
          Und um als Beispiel die noch perfidere Variante zu wählen: Piere Vogel wird als rassistischer, deutscher Muslim zur Bestätigung des Feindbildes eingeladen [ich wüßte da auch noch intellektuellere Varianten]

        • @Tobias
          Antwort an mich selbst: Habe gerade deinen Artikel „Ich habe nichts gegen tolerante Heteros, aber…“ gelesen. Meine Frage, was denn da ständig diskutiert werden muss, ist hiermit leider beantwortet… Ich ziehe sie also wieder zurück. Nerv…

          Getz wieder @alle male:
          Habe nur ich den Eindruck, dass zurzeit eine Verrohungswelle läuft? Damit meine ich nicht nur zunehmende rechtsextreme Gewalt.
          Du, fink, hast viele sehr aktuelle Beispiele zum Thema Homophobie genannt, und da ich mich auch mit anderen Themen befasse (z. B. dem der Not von Flüchtlingen, um nur ein Thema von vielen zu nennen, bei denen mir regelmäßig die Haare zu Berge stehen, wenn ich hören, was im Fernsehen so alles unwidersprochen ausgekotzt werden darf), kommt mir der Ton der gesellschaftlichen Debatten(n) zunehmend brutal vor. Wird es krasser? Ist es schlimm, wenn es mich trösten würde, dass es immer schon so krass war?

        • zu Tobias: Das ist eine interessante Frage, die man wohl nicht so einfach mit ja oder nein beantworten kann.

          Spontan möchte ich mal spekulieren, dass einige schockierende Ansichten heute einfach sichtbarer werden als früher, weil die Aufmerksamkeitsströme des Internets nicht unbedingt immer die besonnensten Geister nach ganz oben schwemmen. Sondern eben im Gegenteil. Je mehr ich mich im Netz herumtreibe, desto mehr aggressive Hetze sehe ich.

          Wenn du dich mit dem Thema beschäftigst, kennst du ja vermutlich schon die Bielefelder Studie zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, die der Vermutung, dass unsere Gesellschaft „verrohe“, eine solidere Basis gibt:

          „Die Studienmacher kleiden die Ergebnisse der Studie folgerichtig in düstere Sätze: So ist von einer „deutlichen Vereisung des sozialen Klimas“, von einer „rohen Bürgerlichkeit“, und von einem „zunehmenden Klassenkampf von oben“ die Rede. „Zivilisierte, tolerante, differenzierte Einstellungen in höheren Einkommensgruppen scheinen sich in unzivilisierte, intolerante Einstellungen zu wandeln“ – es gäbe Hinweise auf eine „entsicherte wie entkultivierte Bürgerlichkeit“, so die Wissenschaftler.“

        • @ Tobias: Ich würde sagen Nein und Ja. Früher wurden auch schon haufenweise hasserfüllte Leserbriefe an die Redaktionen geschrieben. Nur wäre keiner auf die Idee gekommen, die abzudrucken. Jetzt schreiben dieselben Leute eben im Internet und können endlich veröffentlichen. Und das potenziert sich dann u. U. weil es die Gefahr des sich gegenseitig Hochschaukelns in sich birgt und sich Gleichgesinnte wunderbar treffen können. Ich verlinke ja immer gerne den Artikel von Leo Lagercrantz dazu „http://www.sueddeutsche.de/kultur/meinung-im-internet-vom-elend-der-nutzerkommentare-1.1147168“, der es wirklich gut trifft.

      • Der Appell zählt schon die wichtigsten Punkte auf, die einer Akzeptanz von Homosexualität entgegenstehen. Aber zwischen Unaufgeklärtheit, Dummheit, Dummdreistigkeit und bösartiger Diffamierung zu unterscheiden ist manchmal schwierig. Mich stört der kämpferische Ton, mit dem hier gegen böse Diskriminierer zu Felde gezogen wird und Verbote ausgesprochen werden. Ich hielte es bei einem Apell für sinnvoller, an das Gewissen von Journalisten zu appellieren und sie an ihre Mitschuld zu erinnern, wenn durch zweifelhafte und falsche Aussagen, die unkommentiert und unwidersprochen bleiben, Haß, Diskriminierung und Ausgrenzung befördert wird. Wichtig wäre auch immer zu erwähnen, dass die kritisierten Aussagen auch von Jugendlichen in der Entwicklungsphase gelesen werden, für die diese Fragen keine theoretische gesellschaftspolitische oder moralische Sonntagsdiskussion darstellen, sondern einen enormen psychischen Druck ausüben.

        Ich könnte mir übrigens auch für schwulenfreundliche Journalisten einen Appell vorstellen, auf manche Klischees zu verzichten und deutlicher zu machen, dass Homosexualität nicht nur eine Handlung, sondern zunächst einmal eine im Grunde einfach nachzuvollziehende erotische Wahrnehmung und ein schlichtes Gefühl – nämlich Liebe – ist.

        • Und wieder bringst du, Lars, eine „gemäßigte“ Perspektive in eine eher konfrontative Diskussion ein. Ich finde das gut, auch wenn ich diese Perspektive nicht immer teile. Oder gerade deshalb.

          „Mich stört der kämpferische Ton, mit dem hier gegen böse Diskriminierer zu Felde gezogen wird und Verbote ausgesprochen werden.“

          Grundsätzlich habe ich eigentlich nichts gegen einen kämpferischen Tonfall. Ich finde einen gewissen Zorn angemessen, wenn die Selbstachtung von Menschen permanent angegriffen wird, und er ist auch in Bezug auf eine Selbstermächtigung hilfreich. Auch geht es hier nicht um „Verbote“ (dazu haben die Verfasser*innen ja gar nicht die Macht), sondern um eine Aufforderung, bestimmte Dinge doch besser nicht mehr zu tun. Das ist zugegebenermaßen strikt formuliert, aber wie würde denn ein Appell wirken, in dem man dauernd betont: „Natürlich kann es auch jede*r anders machen, wenn sie*er möchte“?

          Ich stimme aber deinen Vorschlägen aus vollem Herzen zu, stärker an das Gewissen der Journalist*innen zu appellieren und konkreter zu benennen, welche Konsequenzen das Bühnebieten für Homophobie hat. Das ist sicherlich extrem wichtig, wenn man Menschen wirklich nachhaltig überzeugen will und nicht nur auf einen halbherzigen Gehorsam gegenüber „politischer Korrektness“ setzen möchte.

          • Wie zornig man schreibt oder agiert, ist natürlich auch eine Sache des Naturells. Und auch ich kann mich freuen, wenn ich mit einer gemäßigten Position auch Widerspruch provoziere. Wenn polemische Texte spitz, präzise und angriffslustig pieken wie der Schnabel eines Zaunfinks, dann habe ich sowieso Freude daran.

            Am Waldschlösschen-Appell ist es vielleicht auch die gruppenbezogene Defensivhaltung, die ich nicht so mag. Es geht ja nicht darum, uns als gesellschaftlicher Gruppe einen Gefallen zun tun. Wenn queere Menschen unter Diskriminierung leiden, dann sind davon nicht nur sie selbst betroffen, sondern auch deren Familien, Freunde – und die Krankenkassen, die die psychischen Spätfolgen bezahlen müssen.

  2. Ja, ebenfalls bravo! Ich finde es allerdings eine Unverschämtheit, uns in immer länger werdenden Abständen mit deinen Texten zu erfreuen, Ich zahle schließlich nichts für dieses private Blog, da kann ich doch wohl hochqualitative Texte in größerer Regelmäßigkeit erwarten! Danke, ich wische selbst hinter mir auf. ;-D

    • Ich wollte euch halt mal ein paar Wochen der Meinungs-Freiheit gönnen… Aber jetzt wird wieder gemeint, was ICH schreibe! :-)

      Danke allen für die netten Rückmeldungen. Aber was anderes schalte ich hier ja ohnehin nicht frei…

      • „Danke allen für die netten Rückmeldungen. Aber was anderes schalte ich hier ja ohnehin nicht frei…“

        Sagt wer? Obwohl, ich kann’s mir irgendwie denken.

  3. Unglaublich gut!
    Sitze seit Tagen vor dem Berg von Schwachsinn, den du auch zitierst, und bekomm ihn nicht in einen griffigen Blog-Artikel zusammengefasst.
    Nu kann ich deinen verlinken :)

    • Ja, wir Arbeiter*innen in den Bullshit-Bergen haben einen harten Job. Da muss man schon irgendwie drauf stehen, diesen Dreck zu schippen, während alle anderen fröhlich in der Sonne herumhopsen.
      Danke für’s Verlinken, timmytoby!

      Und an die Anderen: timmytobys Blog lesen lohnt sich.

  4. Sei doch mal normaler! – Das Schreckgespenst der Homo-Lobby - Verbloggt - Tim Spohn

  5. Eins hast Du vergessen:

    Zwölfte Lektion: Vergessen Sie nie darauf hinzuweisen, dass es sich, obgleich durch deren Thematisierung der Untergang des Abendlandes unmittelbar bevorsteht, bei den Problemen von Minderheiten um „Luxusprobleme“ handelt, die wir uns auch nur leisten können, weil keine echten mehr vorhanden sind. Weisen Sie aber im selben Atemzug darauf hin, dass selbstverständlich echte Probleme existieren, um die man sich kümmern muss, bevor man die Luxusproblemchen der verschwindend kleinen Minderheiten angeht: Wie beispielsweise die Unterjochung der angeblichen Mehrheit oder gar „des Volkes“ durch ebenjene Luxusproblemchen der sowieso bereits hinterngepuderten Minderheiten. Aus deisem Grunde mussten sie jetzt auch dieses extrem wichtige Buch schreiben, das das Abendland noch einmal retten, das Steuer herumreißen und den bösartigen Vertretern der Minderheiten die Maske vom Gesicht reißen wird. Spätestens jetzt kann ihnen keiner mehr widersprechen. Wer will sich schon mit lächerlichen Luxusproblemen herumschlagen, wenn es ECHTE Probleme zu lösen gibt: Den Untergang des Abendlandes beispielsweise.

    ((Und ich schäme mich übrigens zutiefst für die Aussprüche der katholischen Geistlichen. Es ist echt zum Verzweifeln …))

    • In den „deleted Scenes“ dieses Beitrags ist eine Lektion mit dem Titel „Doppeldenk“. Da hätte das, was du hier schreibst, dann noch hineingepasst, und vieles mehr. Zum Beispiel der Widerspruch, angeblich die überragende Mehrheit zu vertreten, aber gleichzeitig „mutig gegen den Mainstream“ zu stehen. Was alles unter „gesundem Menschenverstand“ läuft, hat mit Logik oft dermaßen wenig zu tun, dass einem sogar beim Versuch, sich darüber lustig zu machen, schwindelig wird.

      • Warum hast Du sie denn deleted? Hört sich gut an. „Luxusproblem“ ist übrigens die Haupt“these“ der verehrten Frau Kelle. Und seither das Lieblingswort vieler ihrer Anhänger in Diskussionen.

        • Deleted Scenes – weil ich kein ganzes Buch mit Bullshit füllen wollte. Das haben (u.a.) Kelle und Pirinçci ja schon getan. Wie man sieht und wie auch deine Ergänzungen zeigen, hat Täter-Opfer-Umkehr tausend Facetten.

          Und weil mir bei Doppeldenk wirklich Karussell im Kopf wird. Gerade eben habe ich ins TV gezappt, wo der ekelhafte Broder zum Thema Sexualität erst sagte, es gebe heute keinerlei Tabus mehr, um gleich im nächsten Satz anzufügen, wie heilfroh er doch sei, dass es noch Tabus gebe. Weshalb Trolle, die so offensichtlich keinen klaren Gedanken fassen können (oder wollen), in Talkshows eingeladen werden, das ist eine Frage, die mich wirklich beschäftigt.

          „Luxusproblem“ ist eine der perfidesten Vokabeln überhaupt. Ich würde das unter Lektion 10 einsortieren: Es dient vor allem dazu, keine Empathie zuzulassen, indem man Probleme, die für die betroffenen Menschen existenziell sein können, als vollkommen nichtig abtut. Ich würde hier übrigens Schröders Ausdruck „Gedöns“ als Vorgängervokabel nennen.

        • Ja, das „Luxusproblem“ ist wirklich eine widerliche Kampfvokabel. Ich frage mich nur, was für ein Luxus es dann wohl erst sein muss, derart ausdauernd und obsessiv gegen anderer Leute angebliche „Luxusprobleme“ zu Felde zu ziehen…

        • Schreib doch mal ein Buch, in dem Du Blödsinn als solchen entlarvst. Sozusagen die „Gegen-Kelle“. Ich würd’s kaufen (wehe, Du unterstellst mir jetzt ’ne Schleimspur … ;-) )

        • Zu Margret:
          So therapeutisch es sein mag, mal über Bullshit abzukotzen – mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich das nicht übertreiben sollte, wenn ich es nicht auf eine Selbsteinweisung anlegen möchte. :-)

  6. Danke für die Aufklärung , Toleranz versus Intoleranz. Leider schreiben Sie nicht laut Duden-Rechtschreibung, welcher zum Glück noch nicht durchgegendert ist.
    Bitte ohne Binnen *, oder Binnen I.

    • Hallo Alois, hier darf sich natürlich jede*r was wünschen. Aber muss ich mich wirklich für eine Sprache rechtfertigen, bei der sich nicht die Hälfte der Menschen „mitgemeint fühlen“ muss? Nö, muss ich nicht.
      Immerhin versuche ich, Plenks zu vermeiden, vor „oder“ kein Komma zu setzen und bei zusammengesetzten Wörtern die altmodischen Bindestriche zu verwenden. Ist das etwa nix? :-)

    • Lieber Alois,

      wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.
      Ich zähle hier 4 Rechtschreib- bzw. Grammatikfehler. 3 davon erwähnt fink in seiner Antwort; um den 4. zu finden, könnten wir ja ggf. ein kleines Ratespielchen veranstalten.

      Sei’s drum: bei einem Blog zur queeren Alltagsanthropologie zu erwarten, daß ausschließlich das hier völlig deplazierte „generische Maskulinum“ Anwendung findet, heißt, den Kern der Sache gründlich mißzuverstehen – Duden hin oder her.

      Es möchte eben auch die Aloisia mitverstanden werden (und nicht nur der Alois), und deshalb wird sie auch mitgemeint. So einfach kann das Leben sein :-)

      (Ach ja: ich schreibe nach der alten Rechtschreibung. Sicher ein Grund, meinen Kommentar hier jetzt ebenso zu bemängeln. Aber nach der schreibe ich wenigstens richtig.) ;-)

      Verbindlichste Grüße: Thadea :-)

  7. Antilopen, die Löwen fressen. In elf einfachen Lektionen zum Terror-Opfer | Schwerin FÜR ALLE

  8. Erst kürzlich die Seite entdeckt, aber bereits nach dem Lesen der ersten Artikel ein fettes Danke für die fabelhaften Formulierungen.

  9. Noch mal danke an alle für das freundliche Feedback und das eifrige Weiterverbreiten. Ohne eure Mittäter*innenschaft gäbe es diesen Blog nicht.

    Gerade stolperte ich darüber, dass dieser Artikel bei Twitter herumgereicht wird mit dem Satz „Wie werde ich Matthias Matussek?“

    Leute, ihr macht mir Freude!

  10. Antilopen, die Löwen fressen | der zweite knall

  11. Toller Text! Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Besonders bei den Zitaten hatte ich einen Kloß im Hals.

    • Geht mir ganz ähnlich. Ich schwanke zwischen Applaus für den Autor und Verzweiflung ob der scheinbar unverbesserlichen Dummheit, Ignoranz und Heuchelei eines zahlenmäßig nicht zu unterschätzenden Anteils der Menschheit …

  12. Granny Weatherwax: „Sin, young man, is when you treat people as things. Including yourself. That’s what sin is.”
    Mightily Oats: “It’s a lot more complicated than that—”
    Granny Weatherwax: : “No. It ain’t. When people say things are a lot more complicated than that, they mean they’re getting worried that they won’t like the truth. People as things, that’s where it starts.”
    Mightily Oats: “Oh, I’m sure there are worse crimes—”
    Granny: “But they start with thinking about people as things.”

  13. Sehr schöner Text, der die Nerven beruhigt.
    Allerdings: Wenn es um Kerne geht, ist Aaron Eckhart (The Core) hilfreicher als Bruce Willis. ;-)

  14. Linkspämmchen | Carmilla DeWinter

  15. Antilopen, die Löwen fressen. In elf einfachen Lektionen zum Terror-Opfer | frauenfiguren

  16. link 22.04.2015 | robertkrueger.de

    • Herzlichen Dank für den hübschen Link, thorstenv, das treibt wirklich alles hier Gesagte auf die Spitze. Als Experte für paranoiden kranken Scheiß kann ich wohl sagen, dass das der paranoideste kranke Scheiß ist, den ich je gelesen habe. ;-)

  17. @fink und margretandfriends
    Vielen Dank für eure Antworten! Ich muss gerade an zwei Artikel denken, die sehr gut dazu passen. In Sascha Lobos Text steht der wunderbare Satz „Aber jetzt sind sie da.“ – Die, die eben auch zur Gesellschaft gehören, der Teil, der leider auch mitredet, wenn die große Demokratie(?) im Netz zu sprechen beginnt.
    Leider finde ich den Artikel auf Telepolis zum Thema nicht mehr.
    Hier der Link zu Lobo zum Gucken:

    http://www.spiegel.de/netzwelt/web/sascha-lobo-ueber-troeglitz-internetforen-hass-im-netz-a-1027514.html

  18. In elf einfachen Lektionen zum Terror-Opfer | Kreaktivisten.org

  19. Mownatsrückblick: Aprillinks | Fabians Weblog

  20. Wundervoll! Und wieder eine ganze Sammlung von Argumenten gegen selbsterklärte “Opfer von Minderheiten”. Relativierung und Ausspielen von Minderheiten gegen Minderheiten fällt mir in meinem Umfeld leider enorm auf.

  21. Antilopen, die Löwen fressen. In elf einfachen Lektionen zum Terror-Opfer – frauenfiguren

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