Deutschland verschwult. Die EU wird uns alle durch Gender-Mainstreaming-Gehirnwäsche in identitätslose Zwitter verwandeln. Dahinter steckt natürlich die Homo-Lobby. Oder die linksgrünen Kommunisten. Die Muslime. Emanzen aus dem Weltraum. Wenn das alles mal nicht sogar dasselbe ist.
Verschwörungstheorien sind Popkultur geworden. Die Medien bedienen den Bedarf gern, denn es bringt mehr Quote, die tabuisierten Geheimpläne des großen Homo-Gender-Komplotts aufzudecken als – laaangweilig! – über Wege zu einer gerechteren Gesellschaft zu reden. Weshalb sollten wir eine bessere Zukunft planen, wenn wir uns stattdessen auf Omas Sofa bei einer heißen Tasse Sexismus so schön vor den Schrecknissen der Moderne gruseln können, während Judith Butlers Gesammelte Werke gemütlich im Kamin knistern?
Wenn nun aber Birgit Kelle, Hedwig von Beverfoerde, Gabriele Kuby, Matthias Matussek und wie sie alle heißen eh in jeder Talkshow hocken und die Uhren um 60 bis 80 Jahre zurückstellen, dann können wir Gender-Lobbyist*innen dabei auch ein bisschen Spaß haben. Immer nur mit dem Kopf auf die Tischplatte knallen ist ja auch keine Lösung. Einfach eine beliebige Sendung zum Thema einschalten oder die Kommentarbereiche der Online-Medien sichten – ratzfatz sind genügend Kreuzchen zusammen!
[Zum Vergrößern auf die Grafik klicken]
Bereits erschienen: Schwules Bullshit-Bingo 1 – Party-Edition.
Herrlich, wieder mal echt gelungen. Trotz längerem Nachdenken fällt mir nichts ein, was sich an paranoiden Sprüchen noch ergänzen ließe. Chapeau!
Danke, Charlie.
Mal sehen, ob unseren reaktionären Freund*innen noch was Neues einfällt… ;-)
Ich hätte da was. Eine Bemerkung eines Bekannten von mir, der nie die Außenseiterperspektive auf unsere Gesellschaft einnehmen musste und anscheinend auch nie vom Paragraphen 175 gehört hat: „Die massive Zunahme von Coming Outs beweist doch schon, wie leicht vor allem junge Leute zu beeinflussen sind und dass es sich nur um einen Trend handeln kann.“
Aua. Der tut richtig weh. :-)
Irgendwann kläre ich ihn mal auf.
Super gelungen!
Mir fehlt nur noch der Spruch, der wirklich jedes mal kommt:
„Ich bin ja tolerant, ABER…“
Oh, diese „aber“-Sätze sind immer gut. „Ich bin sicher kein Sexist, aber Frauen sind nun mal …“
Einen „aber“-Satz habe ich auch noch, die „Freunde-als-Feigenblatt-Variante“: „Ich habe überhaupt nichts gegen Homosexuelle, meine beste Freundin/ mein bester Freund ist auch lesbisch/schwul, ABER …“
Außerdem das allseits beliebte: „Ich dränge meine Heterosexualität ja auch nicht jedem auf.“
Wobei die schwulen „Freunde“ ja meistens erst auftauchen, wenn jemand öffentlich schon richtig tief in der homofeindlichen Scheiße steht. Selbst Kim Davis, die Standesbeamtin aus Kentucky, die ihren religiösen Haschmich über das Gesetz stellte und lieber ins Gefängnis ging als Ehezertifikate für Homosexuelle auszustellen, hatte ja plötzlich „schwule Freunde“. Ein schwuler Mann, der sie wirklich mal gut gekannt hatte, meldete sich später sogar zu Wort und war sich wohl gar nicht mehr so sicher, ob er sie noch als Freundin ansehen mochte. :-)
Da bin ich mir jetzt nicht so sicher.
Schwules Bullshit-Bingo 2 | gleichheitunddifferenz
Wieder mal genial! Hab’s gleich verlinkt und hoffe, das war dir recht!
Aber klar, danke!
Woah ja, genau (zu Zeile 4, Bild 4), die Forderung nach Gleichberechtigung mit Dekadenz gleichsetzen (sich aber gleichzeitig selbst schon von der Möglichkeit, es könne ja unter Umständen vielleicht mal so was wie gleiche Rechte für Personengruppen, den man nicht angehört, geben, total bedroht fühlen). Das regt mich jedes Mal so dermaßen auf!
Mein Lieblingssatz von Frau Kelle ist ja „Denn wer nicht wenigstens bisexuell ist, gerät angesichts der Gender-Offensive demnächst mit seinem traditionellen heterosexuellen Geschlechtstrieb unter Rechtfertigungsdruck“.
Das ist, und das kann ich als Bisexuelle, die sozusagen „beide Seiten“ kennt ganz gut beurteilen, totaler Bullshit. Entspannter, wesentlich entspannter ist das Leben, wenn ich als hetero wahrgenommen werde. Rechtfertigungsdruck habe ich nur dann, wenn ich mich als bisexuell sozusagen „oute“. Aber Hauptsache, man hat sich mal wieder als Opfer dargestellt. Frau Kelles nächstes Projekt ist vermutlich der „hetero pride walk gegen Verschwulung“ (natürlich nicht gegen Schwule gerichtet, also eigentlich …) oder so. Muss nach der „Demo für alle“ einfach her.
Ja, Opfer sein ist wichtig, dann muss man kein schlechtes Gewissen haben, wenn man aggressiv oder sogar gewalttätig wird. Man wehrt sich ja nur.
Es wundert mich, dass Horst Seehofers Gefasel von der „Notwehr“ gar nicht so recht in seiner Bedeutung für die aktuelle Gewaltwelle gegen Flüchtlinge gewürdigt wird. In Notwehr darf man schießen, stechen, Menschen töten. Wer solche Wörter in der derzeitigen ohnehin schon aufgeladenen Stimmung ins Spiel bringt, der macht sich an der Gewalt mitschuldig.
Siehe dazu auch den neuen Artikel von Sascha Lobo, der über die Täter-Opfer-Umkehr in rechtspopulistischen Argumentationen schreibt.
Lesenswertes zu den Argumentationsstrategien der Neuen Rechten auch bei Michael Bittner:
„Nazis rufen ‚Nazis raus!‘- Die faschistische Verdrehung der Wahrheit“
„PEGIDA und NSDAP – ein Vergleich“
Mir fällt in letzter Teit auch auf, dass der Ausdruck „Hate speech“ gerne von politisch eher rechts stehenden personen und auch Antifeministen verwendet wird, wenn (harsche) Kritik an ihren Ansichten geäußert wird. Erst heute wieder bei bento http://www.bento.de/politik/emma-louise-meyer-startet-hilferuf-fluechtlinge-hamburg-103230/.
Nun würde ich das, was Angie Rabe geschrieben hat, durchaus als beleidigende Ausdrucksweise bezeichnen (und die finde ich ziemlich daneben), aber Hate speech ist es eben ganz eindeutig nicht. Und das fällt mir auch in aderen Kontexten immer wieder auf.
Allerdings finde ich, dass daran
„Zum einen sollen die Begriffe entwertet werden. Dies ist schon einigermaßen gelungen. „Rassist“, „Faschist“ und „Nazi“ sind heute bereits Allerweltsbeleidigungen, die jeder gegen jeden gebraucht, sodass die wirklichen Rassisten, Faschisten und Nazis sich um solche Vorwürfe kaum mehr kümmern müssen.“
tatsächlich auch Teile der Linken Schuld tragen, weil sie die Begriffe inflationär verwendet haben und dies auch teilweise noch tun.
Ja, Margret, da stimme ich zu.
Großartig, aber zugleich auch entsetzlich traurig…