FinkLeaks enthüllt Gesetzentwurf: Gutachten für alle!

Justiz- und Innenministerium planen einen neuen, bisher geheim gehaltenen Gesetzes-Coup. Aber wie ihr wisst, ist die Homolobby gut vernetzt. Aus einer Quelle, die ich nicht offenlegen kann, wurde mir dieser Entwurf einer Informationsbroschüre der Regierung zugespielt, die demnächst an alle Haushalte verteilt werden soll.


Guten Tag.

Die gesellschaftliche Bedeutung der Geschlechter verändert sich. Infolge modischer Genderhysterie ist auch die amtliche Erfassung der Geschlechtsidentität im Wandel begriffen. Möglicherweise haben Sie gehört, dass wir kürzlich zur Einführung des neuen Geschlechtseintrages „divers“ gezwungen wurden. Obwohl wir das Gesetz so eng wie möglich ausformuliert hatten, wurde eine Regelungslücke von findigen Transsexuellen genutzt, um sich jenseits des für sie vorgesehenen Begutachtungsverfahrens einen neuen Personenstand zu erschleichen. Eine unabsehbare Menge von Menschen drohte sich unkontrollierten Zugang zu nahezu selbstbestimmten Geschlechtseinträgen zu verschaffen. Glücklicherweise konnten wir diese ernste Bedrohungslage durch entschlossenes Handeln rasch beenden.

Im Rahmen dieser Vorgänge ist uns allerdings aufgefallen, dass die überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung mit einem amtlichen Geschlechtseintrag lebt, der lediglich auf einem oberflächlichen Augenschein beruht. Wahrscheinlich gehören auch Sie zu den sogenannten Cissexuellen, also zu den Menschen, denen nach der Geburt kurzerhand ein Geschlecht zugewiesen wurde und die nun völlig unqualifiziert in diesem Geschlecht weiterleben, ohne dass die Richtigkeit dieser Zuweisung oder die Stimmigkeit Ihres Geschlechtsausdrucks jemals fachgerecht überprüft worden wären.

Diese eklatante Lücke im System staatlicher Geschlechterkontrolle wollen wir nun schließen und die Geschlechtsidentität aller Deutschen professionell überprüfen lassen – auch Ihre. Gewiss müssen wir nicht erklären, wie problematisch es ist, dass die meisten Deutschen mit einem wissenschaftlich völlig unabgesicherten Geschlechtseintrag leben – hängt von dieser Zuordnung doch u.a. ganz wesentlich ab, in welchen Lebensbereichen Sie privilegiert oder diskriminiert werden sollten. Hier muss Klarheit geschaffen werden.

Sie mögen an dieser Stelle einwenden, dass Sie doch wohl wüssten, welches Geschlecht Sie haben. Das ist ein verbreiteter Trugschluss. In vielen Fällen ist die subjektiv empfundene Geschlechtsidentität lediglich Ausdruck psychotischer Vorerkrankungen. Ob Sie zu dieser Gruppe gehören, kann nur eine fachgerechte Begutachtung klären. Überlassen Sie etwas so Wichtiges wie die eigene Geschlechtsidentität nicht einfach Ihrem laienhaften Empfinden, sondern den Fachleuten. Wir helfen Ihnen dabei.

Bei unserem Gesetz zur freiwilligen obligatorischen amtlichen Überprüfung der Geschlechtsidentität (GfoaÜGI) haben wir uns an den Vorschriften und Leitlinien des Begutachtungssystems orientiert, das sich bei transsexuellen Menschen seit mittlerweile fast vier Jahrzehnten hervorragend bewährt hat – wenn auch ärgerliche Gerichtsentscheidungen den konsequent kontrollpolitischen Geist des Transsexuellengesetzes leider zugunsten sogenannter Grundrechte zunehmend verwässert haben.

Statt künftig noch mehr verschiedene Vorschriften für alle möglichen Randgruppen zu schaffen, möchten wir nun für die gesamte Bevölkerung zu einer einheitlichen Regelung gelangen, die endlich die notwendige umfassende Sicherheit im Geschlechterbereich schaffen wird. Wir werden endlich allen Deutschen den Zugang zu einem qualifizierten und professionell abgesicherten Geschlechtseintrag ermöglichen, wie er bisher leider nur Transsexuellen offen stand.

Wir sind dabei auf Ihre Mitarbeit angewiesen. Zur Erfassung Ihres korrekten Personenstandes müssen Sie zunächst selbst einen Antrag stellen. Das zuständige Gericht wird Ihnen nach Tageslaune zwei oder drei Sachverständige zuweisen, denen Sie sich über einen willkürlich festzulegenden Zeitraum hinweg regelmäßig zur Begutachtung vorzustellen haben. Diese Sachverständigen werden unabhängig voneinander überprüfen, ob Ihr Geschlechtsausdruck [den gängigen platten Klischees] wissenschaftlich validen Kriterien entspricht oder nicht.

Wir empfehlen eine gründliche Vorbereitung auf diese Begutachtung. Ist Ihr mutmaßliches Geschlecht beispielsweise das weibliche, wird es nicht ausreichen, wenn Sie in Ihrem sonstigen Alltag ungeschminkt in burschikoser Kleidung herumlaufen, sich aber zu den Terminen betont feminin ausstaffieren. Die Sachverständigen sind geschult, solche Manöver zu durchschauen. Es wird notwendig sein, dass Sie sich sämtliche gängigen Geschlechtsstereotype (bezüglich Frisur, Kleidung, Bewegung, Habitus, Körperbehaarung, Stimmlage und -modulation, Hobbys, usw.) in strenger täglicher Routine antrainieren, bis diese als Ausdruck eines authentischen inneren Zwanges glaubhaft erscheinen. Unterschätzen Sie nicht, wieviel Disziplin eine natürlich wirkende Klischeedarstellung erfordert, sofern Sie sich diese nicht ohnehin schon dauerhaft angeeignet haben. Sollten Sie anhaltende Probleme haben, einen natürlichen und stimmigen Geschlechtsausdruck zu produzieren, legen wir Ihnen eine therapeutische Langzeitbetreuung nahe. Im Falle einer geschlechtsuntypischen Erwerbsbiografie kann zur Unterstützung Ihrer Glaubwürdigkeit der Wechsel in einen geschlechtsadäquateren Karriereweg angezeigt sein; darauf sollten Sie sich ggf. jetzt schon vorbereiten.

Sie werden Verständnis dafür haben, dass die mehrfache fotografische Dokumentation Ihrer primären und sekundären Geschlechtsteile für die fachgerechte Prüfung unerlässlich ist. Auch werden über mehrere Monate hinweg ausführliche Gespräche über Ihre Beziehungsprobleme, frühere und aktuelle sexuelle Aktivitäten, über Details Ihrer sexuellen Träume und Fantasien sowie natürlich über Ihre Masturbationsgewohnheiten und -frequenz notwendig sein. Nur mithilfe ausreichender Daten kann festgestellt werden, ob Sie Ihrem angeblichen Geschlecht wirklich innerlich angehören oder ob sich Ihr Geschlechtsempfinden lediglich als eine subjektive Fehleinschätzung herausstellt, vor der Sie selbst geschützt werden müssen.

Das Verfahren und die intimen Fragen setzen natürlich ein großes Vertrauen voraus. Dieses Vertrauen hat für uns eine hohe Priorität. Alle Sachverständigen sind deshalb darin geschult, durch gezielt eingesetzte Sanktionen bei Nichtkooperation ein professionelles Vertrauensverhältnis herzustellen.

Bitte haben Sie Geduld, wenn wegen des hohen Arbeitsaufkommens Ihre Begutachtung mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann. Bis dahin werden Ihnen provisorisch der neu geschaffene Geschlechtseintrag „Sonstige / suspekt“ sowie ein geschlechtsneutraler Vorname zugeteilt und in Ihren Ausweisen und Papieren vermerkt.

Die Kosten des Verfahrens – in aller Regel im unteren vierstelligen Bereich – tragen Sie selbst; Sie haben schließlich selbst den Antrag gestellt. Auch die Kosten für das Umschreiben von Urkunden fallen Ihnen zu. [Sozialschmarotzern] Sozial Schwachen bieten wir die Möglichkeit eines enervierend zeitaufwändigen und bürokratischen Antrags auf Beihilfe.

Weitere Detailinformationen erhalten Sie in der persönlichen Aufforderung zur freiwilligen obligatorischen amtlichen Überprüfung der Geschlechtsidentität nach dem GfoaÜGI, die wir Ihnen zeitnah zustellen werden.

Sie sehen: Wir nehmen Kritik – auch von gesellschaftlichen Randgruppen – ernst. Auch wir lernen ständig dazu. Wir haben erkannt: Einige Menschen leiden unter der fixen Idee, ihren Geschlechtseintrag frei und selbständig bestimmen zu wollen, während andere mit einer fahrlässigen Geschlechtsmutmaßung vor sich hin leben. Das ist eine sehr ungleiche und ungerechte Situation. Die Entscheidung, künftig sämtliche Geschlechtseinträge der [nackten Willkür] fachgerechten Beurteilung von Experten zu unterstellen, wird endlich Gleichheit und Gerechtigkeit für alle garantieren. Wir schaffen zugleich verlässliche Sicherheit in dem scheinbar so unsicher gewordenen Feld der Geschlechter und der Identitäten. Wo kämen wir hin, wenn alle einfach selbst über ihre Identität bestimmen wollten?

Wir als Bundesregierung wissen, was gut für Sie ist. Unser weltweit vorbildliches Transsexuellengesetz und das beruhigend restriktive Gesetz zur dritten Geschlechtsoption beweisen jetzt schon, dass Sie uns auch Ihren persönlichsten und intimsten Lebensbereich vollständig anvertrauen können. Statt auf riskante Illusionen von Freiheit und Selbstbestimmung haben wir auch in diesem sensiblen Bereich schon immer auf Tradition, Repression und Kontrolle gesetzt.

Das gilt jetzt endlich für alle. Ihre Identität ist bei uns gut aufgehoben.

Wir danken für Ihre Kooperation.

10 Kommentare zu “FinkLeaks enthüllt Gesetzentwurf: Gutachten für alle!

  1. Hallo Zaunfink,
    wow, was für ein Hammertext. So eine Hammersatire, bei der ich des öfteren schlucken musste.
    Dass die „Feststellung der Geschlechtsidentität“ so abläuft, war mir nicht klar. Aber es überrascht mich nicht. Selbstermächtigung, Vertrauen in den Bürger und Antragssteller, unbürokratische Verfahren – all das hat es auch in anderen Bereichen. Es ist wirklich traurig.
    Mir tun die Menschen leid, die sich diesem Prozedere aussetzen müssen 😦
    Deinen Beitrag hab ich bei mir geteilt.
    LG
    Daniela

    • „Auf Antrag einer Person, die sich auf Grund ihrer transsexuellen Prägung nicht mehr dem in ihrem Geburtseintrag angegebenen, sondern dem anderen Geschlecht als zugehörig empfindet und die seit mindestens drei Jahren unter dem Zwang steht, ihren Vorstellungen entsprechend zu leben, ist vom Gericht festzustellen, daß sie als dem anderen Geschlecht zugehörig anzusehen ist, wenn sie …“

      Genau genommen geht es beim „Gesetz über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen“, dem sogenannten Transsexuellengesetz, also gar nicht um die „Feststellung der Geschlechtsidentität“ – das würde ja bedeuten, dass man diese auch bei trans Menschen als eine Realität anerkennt. Da ist stattdessen von „empfinden“ die Rede, was diese Identität im Bereich des rein Subjektiven verortet, von „Vorstellungen“ und von einem „Zwang“, was natürlich auf die Vorstellung einer psychopathologischen Situation zurückgeht, wonach trans Menschen nicht „wirklich“ ihrem Geschlecht angehören, sondern nur dem neurotischen Zwang unterliegen, dies wider alle Realität glauben zu müssen.

      Im Artikel habe ich bewusst widersprüchliche Formulierungen von „Feststellen“ und „Vorspielen“ nebeneinandergestellt, weil ich glaube, dass die Idee, so etwas wie eine Geschlechtsidentität amtlich nachweisen zu wollen, zwangsläufig zu absurden Widersprüchen auch in den Grundannahmen, worum es da eigentlich geht, führt.

      Nach dem „wenn sie…“ im Gesetz folgen übrigens drei Voraussetzungen, die inzwischen alle für verfassungswidrig erklärt wurden: Ehelosigkeit, dauerhafte Fortpflanzungsunfähigkeit, geschlechtsangleichende OP.

      Natürlich hast du Recht: Der Gedanke der Selbstbestimmung ist nicht nur diesem Gesetz (und in gleichem Maße den Verordnungen zur dritten Option) vollkommen fern. Von dem „freiheitlichen“ Gedanken, der unsere Demokratie doch angeblich prägen soll, ist da weit und breit nichts zu spüren.

      Es sagt viel über unsere Gesellschaft aus, dass der anti-freiheitliche Geist, der bis heute (nicht nur) in diesen Gesetzen weht, nicht als ein grundsätzliches politisches Problem skandalisiert wird (auch kaum von unseren Communities), sondern als bedeutungsloses Minderheitenproblem durchgeht.

      • Mein sehr geschätzter Kollege Johannes Kram hat es treffend auf den Punkt gebracht:
        „Wer wirklich für Freiheit ist, darf diese trans Menschen nicht verwehren. Der Referentenentwurf zeigt das Gesicht eines übergriffigen, autoritären Staates. Wer nicht in einem solchen leben möchte, darf den Kampf dagegen nicht trans Menschen überlassen.“

  2. Super Satire. Ich habe diese widerlichen perversen Rechtfertigungsprozeduren mit einem Patienten durchgekämpft und war immer wieder fassungslos über die Einwände der Gutachterin. Dahinter bleibt sogar diese Satire noch zurück….

  3. Wow!
    Das ist echt ein super Text!
    Bitte einen Flyer drucken und tatsächlich verteilen — zumindest auf CSDs und so.
    Den allermeisten, die mit dem Thema keine oder wenig Berührungspunkte haben, ist gar nicht klar, wie diese Verfahren wirklich ablaufen.
    Und jedes Mal, wenn ich ihnen etwas dazu erzähle, merke ich wie Entsetzen und Wut in ihnen aufkommen.
    Und wenn wir alle wütend sind, ändert sich vielleicht mal etwas …

  4. Äh… Satire? Mir kommt das sehr realistich vor – voll glaubwürdig ist es nur deswegen nicht, weil unsere echte Regierung nie so ehrlich wäre, ihre Denkweise und Absichten derart offenzulegen.

  5. Das muss ich gleich weiterverteilen. Ich hatte zwar eine vage Ahnung, aber ehh … die volle Breitseite kenne ich mit meinem völlig unqualifiziert zugewiesenem Geschlecht natürlich nur aus Berichten anderer. Und dann stellt eins fest, dass diese – bei so etwas für die eigenen Nerven zwangsläufig – für die Cisgegenderten gekürzt wurden.
    Völlig unabhängig davon hatte ich am Donnerstag das Vergnügen, von Prof. Martin Dannecker lesen zu hören. Er findet den Zaunfink „pfiffig“ und würde die Person dahinter offenbar gern kennenlernen. (Was du mit der Information anfängst, bleibt dir überlassen, ich misch mich da nicht weiter ein.)

    • Es ist natürlich nicht so, dass in der heutigen Praxis in jedem Einzelfall alle hier genannten Schikanen zusammenkommen. Andererseits gibt es sicher auch noch schreckliche Erfahrungen, die hier gar nicht genannt werden – Barbara hatte es ja angedeutet. Ich habe hier einfach mal ein Bündel aus den Erfahrungsberichten geschnürt, die mir zu Ohren / Augen gekommen sind.
      Martin hat mich übrigens schon kennengelernt, allerdings nicht mit meinem nom de plume. ^^

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