CSD Bremen: „Keine Fetischdarstellungen“

Das Orga-Team des CSD Bremen macht Vieles richtig. Man reflektiert über mangelnde Diversität im eigenen Team und über Intersektionalität, man kritisiert Diskriminierungen innerhalb der eigenen Communities und möchte vor allem miteinander statt übereinander reden. Die zentralen Begriffe der eigenen Arbeit sind Aufklärung und Sichtbarkeit. Wie schön!

Und dann – Plattenspielerscratchgeräusch! – schreibt das Team unter „Unsere Visionen und Grundsätze“ einen ganzen Absatz mit der Überschrift „Keine Fetischdarstellungen“. Die Sichtbarkeit eines ganzen Teils der Community soll einfach per Beschluss verhindert oder zumindest eingeschränkt werden.

Wir wollen über die Probleme von queeren Menschen in der Gesellschaft aufklären.“ heißt es da. „Wir wollen nicht bewerten, wessen Probleme größer oder kleiner sind.“

Gleich im nächsten Satz passiert genau das: Man bewertet und spielt verschiedene Probleme gegeneinander aus. Die Probleme eines bestimmten Teils der Community stuft man sogar als dermaßen unwichtig ein, dass man die ganze Gruppe einfach aus der öffentlichen Wahrnehmung wischen möchte.

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Und raus bist du! Fetisch beim CSD

Im Kommentarbereich von queer.de findet derzeit eine lebhafte Diskussion über Pet-Player statt, also über Menschen, zu deren erotischen Rollenspielen das Tragen von Tierkostümen gehört. Anlass der Berichterstattung war ein Vorfall beim Aachener CSD: Trotz eindeutig geklärter Rechtslage (das Tragen von Masken verstößt in diesem Fall nicht gegen das Vermummungsverbot 1) hatte die Aachener Polizei CSD-Teilnehmerïnnen 2 das Tragen von Hundemasken verboten und laut einem Augenzeugen sogar damit gedroht, notfalls die ganze Parade zu stoppen. Bemerkenswert ist, dass die Kommentare auf queer.de sich nur kurz um das skandalöse widerrechtliche Handeln der Polizei drehten und sehr schnell in eine Diskussion über die angeblich fragwürdige Sichtbarkeit der betroffenen CSD-Teilnehmerïnnen umschwenkten. Statt des Rechtsbruchs durch die Polizei wurde die Anwesenheit von Teilen der Community beim CSD zum Problem erklärt.

Solche Entsolidarisierung ist leider weder ungewöhnlich noch überraschend. Queere Communities selbst – das klingt zwar schräg, ist aber eigentlich kein Geheimnis – haben ein mindestens ambivalentes Verhältnis zur sexuellen Vielfalt, sobald diese einmal über die handelsüblichen Formate hinausreicht. Weiterlesen