Für eine Kultur der Co-Homosexualität

Manchmal kann man sogar den TV-Sender VOX gucken und dabei schlauer statt dümmer werden. In der Dokumentation „Mann oder Frau?“ berichtete dort eine transsexuelle Frau u.A. von den Problemen, die ihr Coming-Out ihren Angehörigen bereitete, allen voran ihrer Ehefrau. Nicht nur der trans Mensch selbst sei in dieser Phase vielen neuen Reaktionen ausgeliefert. Auch auf dessen Angehörige würden plötzlich alle denkbaren Fragen und Bemerkungen einprasseln. Mehr noch: Während das Umfeld für die betreffende Person selbst gern eine Scharade gelassener Toleranz aufführe oder ihr gegenüber aus Unsicherheit schweige, würde es den Angehörigen das ganze Arsenal an Fragen, Vorurteilen und Wertungen umso ungebremster um die Ohren klatschen. Und diese Angehörigen müssten dann Antworten geben, die sie vielleicht noch gar nicht hätten und Strategien des Umgangs mit einer unerwarteten Situation finden – nicht für die trans Person, sondern für sich selbst. Die Frau, die all das so scharfsichtig beschrieb, nannte dieses Phänomen „Co-Transsexualität“. Weiterlesen

Es gibt keine Emanzipation in Schlumpfhausen. Über Gleichheitsrisiken


Sagt mal, von wo kommt ihr denn her?
Aus Schlumpfhausen, bitte sehr!
Sehen alle da so aus wie ihr?
Ja, wir sehen so aus wie wir!

(Vader Abraham: Das Lied der Schlümpfe, 1978)


EINLEITUNG

„Mensch = Mensch“, „100% Mensch“, „Wir sind Mensch“ … Wenn ich mir unsere Kampagnen so anschaue, dann denke ich manchmal: Wow. Hier sieht man ja die Homosexuellen vor lauter Menschen nicht mehr.

Seit ein paar Jahren konzentrieren wir uns sehr stark darauf, all das irritierende Anderssein, das unsere queeren Identitäten wie ein böser Spuk umwabert, herunterzuspielen, aus dem Blickfeld zu verbannen oder sogar komplett zu leugnen. „Fürchtet euch nicht, wir sind doch genau wie ihr!“ ist das Mantra dieser Geisteraustreibung geworden. Wir sind doch alle nur Menschen! Wir sind zwar Individuen, aber eigentlich doch alle gleich. Wir sind „gegen Schubladendenken“, „gegen falsche Klischees“ und, ganz modern und angeblich queer: „gegen alle Kategorien“. Das ist alles Schrott und muss weg. Weiterlesen

Schwules Bullshit-Bingo 1 – Party-Edition

Jahreswechsel, Partyzeit. Da stolpern auch wir Perversen ja manchmal irgendwie in eine Heteroparty hinein. Und sagen wir es frei heraus: Das ist nicht immer nur witzig.

Denn gelegentlich kommt es dabei zu dem unangenehmen Zwischenfall, den ich den „Erstkontakt-Schock“ nenne: Man erwähnt ganz beiläufig seinen Partner oder dass man irgendeinen anderen Partygast schnuckelig findet, und plötzlich stoppt das Gespräch für einen etwas zu langen Moment. Während dieses Momentes kann man die Zahnrädchen im Kopf des Menschen gegenüber knirschen hören, der zum ersten Mal im Leben bewusst einem leibhaftigen Homosexuellen gegenübersteht und dem nun so Vieles gleichzeitig durch den Kopf schießt, dass er nicht weiß, was er sagen soll. Irgendwann sagt er aber doch was; meistens nichts Gescheites. Und für diese Situationen hat euch, geschätzte Lesende, der fürsorgliche Fink ein Spielchen entworfen.

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