Um ungehindert an unserem Zahnschmelz zu knabbern, schirmen sich Karies-Bakterien unter erstaunlich komplexen Biofilm-Architekturen ab, die sie selbst mit Hilfe anderer Bakterien erschaffen. Mit der Queerfeindlichkeit ist es ganz ähnlich.
Zum Beispiel Friedrich Merz und Armin Laschet. „Es spielt im Jahre 2020 wirklich keine Rolle mehr, wer wen liebt,“ sagte NRW-Ministerpräsident Laschet im September. „Das ist Konsens in unserer Gesellschaft. Und das ist auch Konsens in einer modernen Volkspartei.“
Erst wenige Tage zuvor hatte eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung einer breiten Öffentlichkeit vor Augen geführt, dass 30 Prozent der Homosexuellen und mehr als 40 Prozent der trans Menschen im Arbeitsleben diskriminiert werden. Noch drei Jahre zuvor hatten drei Viertel von Laschets Parteikolleg:innen im Bundestag ausdrücklich dafür gestimmt, dass es im Eherecht sogar die alles entscheidende Rolle spielen müsse, „wer wen liebt“. Ist anzunehmen, dass sie das inzwischen alle bereuen? Laschet muss diese Realitäten kennen. Es kann nicht sein, dass er wirklich nicht weiß, dass Queerfeindlichkeit sowohl in der Gesellschaft als auch in seiner Partei sehr real ist. Aber er entscheidet sich dafür, sie öffentlich zu leugnen. Wider besseres Wissen behauptet er einen liberalen Konsens, der in seiner Partei als extrem zweifelhaft und gesamtgesellschaftlich als wissenschaftlich widerlegt gelten muss. Weiterlesen