Heiligabend. Es klingelt an der Tür.
„N’Abend, ich bin das Coronavirus und würde gern wen infizieren. Darf ich reinkommen?“
„Da sind Sie hier leider falsch. Wir haben zwar die Bude voll, aber wir sind alle miteinander verwandt. In direkter Linie.“
„Ach, wie schade.“
„Ja, sorry. Aber versuchen Sie’s doch gegenüber, unsere Nachbarin hat drei Freunde eingeladen, die sind ganz sicher nicht verwandt. Da finden Sie bestimmt wen zum Infizieren.“
„Super, danke!“
* * *
Im Ernst, Leute, ich dachte, wir wären schon weiter. Es gibt kein einziges epidemiologisches Argument für die einseitige Privilegierung der Familie, die wir da mit so unverschämter Selbstverständlichkeit vorgesetzt bekommen. Der unsinnige Familialismus, der sich in den aktuellen „Lockerungen“ ausdrückt, ist reine Ideologie und wird zu Recht als diskriminierend kritisiert. Aber was soll’s, das Märchen vom HI-Virus, das sich von Beziehungsstatus und Ehepapieren mehr beeindrucken lässt als von realen Schutzstrategien, das wird ja auch immer noch erzählt. Weiterlesen