Wir machen das mit den Fähnchen. Zur Armbinden-Debatte.

Lieber Fußballfan,

du engagierst dich gerade sehr für die Rechte queerer Menschen. Du redest davon, dass man jetzt „Eier zeigen“ muss und forderst, dass die Spieler bei der WM mit einer bunten Armbinde ein Zeichen gegen Unterdrückung und für Toleranz setzen.

Ich finde das prima. Du tust das Richtige.

Ich nehme an, dass dir auch die Situation queerer Menschen in Deutschland bewusst ist? Du weißt sicher, dass jede Woche in unserem Land queere Menschen beleidigt, bedroht und geschlagen, manchmal sogar getötet werden?

Du weißt, dass es uns in Deutschland Mut kostet, eine Regenbogenflagge sichtbar zu tragen, weil die praktisch jederzeit und überall ein Anlass sein kann, nicht nur eine gelbe Karte gezeigt zu bekommen, sondern Gewalt zu erleben?

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Regenbögen in der EM

Wenn unvermittelt doch mal in der breiten Öffentlichkeit eine Diskussion um queeres Zeugs aufbrodelt, dann bringt das nicht immer die Gesellschaft vorwärts. Aber man kann dabei manchmal erkennen, wie sich die Debatten verschieben. Hier ein paar aktuelle queere Wasserstandsmeldungen.

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1. Huch, es geht ja beim Vorzeigen von Regenbogensymbolen ganz oft gar nicht wirklich um Werte und Ideale, sondern um Marketing und Selbstbeweihräucherung. Wer wäre denn auf sowas gekommen?

2. Eine Debatte, die eigentlich zu hundert anderen Anlässen in breiter Öffentlichkeit hätte geführt werden müssen, explodiert plötzlich ausgerechnet im Umfeld einer männerdominierten, nationalistisch gefärbten, kapitalistisch durchvermarkteten Sportart ohne einen einzigen offen schwulen Profispieler. Vieles, was gerade passiert, fühlt sich genau aus diesem Grund irgendwie schräg an.

3. Noch nie war so deutlich, dass die Regenbogenflagge von Vielen gar nicht so sehr „für die Freiheit in unserem Land“ geschwenkt wird, sondern eher als bunter Teppich ausgebreitet, unter den man Menschenrechts-Defizite im eigenen Land kehren kann.

4. Menschenrechte sind super wichtig, vor allem woanders.

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Klemmschwesterzirkus – eine nostalgische Anekdote zur Fußball-WM

Damit das gleich klar ist: Ich halte Fußball für eine heterosexuelle Unsitte, die zum Wohle der Menschheit besser heute als morgen wieder ausstürbe. Auch ohne schwarzrotgelb bemalte Nonnen im TV sehen zu müssen, die kichernd mit einer Deutschlandflagge in ihrem hässlichen Gemeinschaftsraum im Kreis rennen, ist das Leben schon schwer genug.

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Wie das russische Volk wieder einmal nur ganz knapp der Pervertierung entrann

„Oh mein Gott“, muss Roman Iwanowitsch Hudjakow, vor Entsetzen schaudernd, geflüstert haben, während er den 100-Rubel-Schein minutenlang mit einer Lupe ausgiebig betrachtete. „Da kann man ja gar nicht hinsehen!“ Und dann sah er gewiss noch einmal ein paar Minuten lang hin, um auch wirklich sicher zu gehen.

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