Irgendein Depp hetzt immer irgendwo

Ob in Tageszeitung oder Klassenzimmer,
Kanzel, Werkskantine oder wo auch immer:
Hetze gegen „Gender“ und die „Homo-Lobby“.
Finden die Schwachmaten denn kein besseres Hobby?
Man schimpft uns Päderast und Virenschleuder,
Ehezerstörer und Spermavergeuder.
Ich frag mich, welche krude Macke haben die nur?
Dann lieber noch pervers – als dumm wie’n Stück Schnur.

Ich denke, schlimmer geht’s nicht – und dann wird‘s noch schlimmer.
Irgendein Depp hetzt irgendwo immer.
Ob Stammtisch oder Talkshow oder Radio:
Irgendein Depp hetzt immer irgendwo. Weiterlesen

Antilopen, die Löwen fressen. In elf einfachen Lektionen zum Terror-Opfer

Fiese Minderheiten wollen die Mehrheitsbevölkerung verdrängen, unterdrücken oder gar auslöschen – in Zeiten der Retro-Trends ist diese etwas aus der Mode gekommene Denkfigur heute wieder total im Kommen. Politprofis und Publizist*innen machen es vor und warnen vor der gefährlichen Macht der Minderheiten. Trendscouts verraten: Opfergejammer der Privilegierten ist das neue Schwarz. Weil alle auf der Welle mitreiten wollen, viele aber doch nur recht mittelmäßige Minderheitendämonisierungen zustandekriegen, möchte ich hier einen kleinen Leitfaden anbieten.

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Draußen nur Heten.

Es war eine nur scheinbar unbekümmerte Szene, die einen radikalen Wandel ankündigte. Inmitten der Straßenschlachten in der New Yorker Christopher Street im Juni 1969 hakten sich queere obdachlose Jugendliche Schulter an Schulter in einer Reihe ein und stellten sich der in ähnlicher Form aufmarschierten Linie der Polizei gegenüber. Dann begannen sie plötzlich, mit synchronem Beinehochwerfen eine klassische Revuegirl-Choreografie zu parodieren und selbstgedichtete queere Spotttexte zu bekannten Melodien zu singen.

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Beten erwünscht, Poppen verboten

Ich habe nichts gegen Katholik_innen. Das sind ja auch irgendwie fast so eine Art Menschen. Nur eben weniger wertvolle. Vielleicht haben manche von denen sogar irgendwelche Begabungen. Geschirr spülen oder so. Damit kann sich gerne ab und zu eine_r bei mir zu Hause nützlich machen. Ich finde es nur inakzeptabel, wenn sie ihre Religion auch praktizieren wollen. Beten, Singen, Blut trinken – all die abscheulichen Dinge, die Katholik_innen so machen, wenn sie unter sich sind, die sind natürlich moralisch eindeutig zu ächten. Glücklicherweise sind diese Dinge den Christ_innen in vielen Ländern verboten. Es versteht sich von selbst, dass auf diese Länder kein politischer Druck ausgeübt werden darf, um dort die Irrlehre der Religionsfreiheit durchzusetzen.

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Ein Festival des Neusprech – die Schuldebatte

„Wir halten Homosexualität ebenso für Teufelswerk wie Frauen in Männerberufen. Wir wünschen uns die sexistische Geschlechterordnung der 50er Jahre zurück. Wir möchten, dass alle Kinder und Jugendlichen lernen, dass homo-, bi-, trans- und intersexuelle Menschen krank und minderwertig sind. Wir finden, dass Eltern ihren Kindern Aufklärung und Bildung vorenthalten dürfen. Wir wollen Schwule und Lesben wieder zur Unsichtbarkeit verdammen. Das Leid der betroffenen Kinder und Jugendlichen geht uns am Arsch vorbei.“

Das sagen die Menschen, die derzeit gegen die Bildungs-Reformen in verschiedenen Bundesländern mobilisieren. Nein, Unsinn, das sagen sie natürlich nicht. Das denken sie nur.

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Von Liebe und Schweinkram

Wie immer schlägt Frau Obermeier das Niederknödlinger Morgenblatt bei den Heiratsanzeigen auf. „Wir haben uns getraut!“, scherzen dort Marcel K. und Sofie L. unter einer Grafik mit zwei Ringen. Frau Obermeier schmunzelt über das gelungene Wortspiel. Sie kennt die beiden nicht, aber sie freut sich trotzdem mit ihnen. Es ist doch schön, wenn sich ein junges Glück zu seiner Liebe bekennt. Und es macht Frau Obermeier froh, dass es anscheinend noch solche guten alten Werte gibt wie Treue und Verantwortung. Vielleicht ist ja sogar bald etwas Kleines unterwegs? Frau Obermeier stellt sich ein pastellfarbenes Kinderbettchen vor und seufzt glücklich.

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Pyromanen in Sodom

Die meisten kennen die Gruselgeschichten aus der Bibel nur in den populären Kurzversionen, die Kinder von drei bis hundert Jahren das Fürchten lehren sollen. Das Verblüffende ist: Wenn wir einmal die ganze Geschichte lesen, wird es oft noch viel gruseliger. Schauen wir uns diese hier also mal genauer an.

* * *

Sodom, mittlere Bronzezeit. Der regional zuständige Wüstengott Jahwe ist übellaunig, weil die Menschen alle möglichen Sachen machen, die ihm nicht gefallen. Was das für Sachen sind, wissen wir nicht so genau. Dass die Leute nicht mehr mit rechtem Enthusiasmus der heterosexuellen Missionarsstellung frönen, bei der Jahwe doch so gerne zuschaut, das hat jedenfalls erst sehr viel später irgendein Märchenonkel mit überschüssiger sexueller Phantasie dazugereimt.

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Wie das russische Volk wieder einmal nur ganz knapp der Pervertierung entrann

„Oh mein Gott“, muss Roman Iwanowitsch Hudjakow, vor Entsetzen schaudernd, geflüstert haben, während er den 100-Rubel-Schein minutenlang mit einer Lupe ausgiebig betrachtete. „Da kann man ja gar nicht hinsehen!“ Und dann sah er gewiss noch einmal ein paar Minuten lang hin, um auch wirklich sicher zu gehen.

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Krokodilstränen – eine Handreichung für den „Tag danach“

Sie haben an geeigneter Stelle eine eindeutig homophobe Äußerung gemacht – und es natürlich auch so gemeint. Dummerweise ist das zur falschen Zielgruppe durchgesickert, wurde skandalisiert und nun droht die öffentliche Stimmung gegen Sie zu kippen. Sie fürchten um Ansehen / Kunden / Sponsoren? Nun gut, da führt an einer öffentlichen Stellungnahme kein Weg mehr vorbei.

Aber wie macht man das, ohne als Depp dazustehen? Das Zauberwort heißt: Subtext! Während Sie oberflächlich so tun, als beugten Sie reumütig das Haupt, können Sie mit Botschaften zwischen den Zeilen nämlich munter weiterkeilen! Und so wird’s gemacht:

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Null komma nichts

Und wieder arbeiten sich diverse Leitkulturen an unerwünschten Parallelgesellschaften ab. Aus dem Vatikan ereilt uns die originelle Nachricht, es spiele sehr wohl eine Rolle, mit wem ein Priester keinen Sex hat: keine Homos, bitte. Nebenbei das bekannte Credo: Wenn homophil Ungeordnete schon nutzloserweise diesen Planeten mitbevölkern müssen, dann bitte niemals, niemals miteinander fummeln. Wenn doch, dann zumindest nicht drüber reden oder gar – Alarmstufe drei! – auch noch dazu stehen. Kritik aus heterosexuellem Munde an dieser Unverschämtheit konnte ich bisher leider nirgendwo vernehmen.

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