Privatsache (oder: Das machen Heteros ja auch nicht.)

I

Halbdunkles Schlafzimmer. Ein junger Mann und eine junge Frau liegen eng nebeneinander im Bett. Leise Musik.

Er: „Du, wenn wir nächste Woche zusammenziehen …“
Sie: „Ja?“
Er: „Naja, die Nachbarn werden mitbekommen, dass da ein Mann und eine Frau auf dem Klingelschild …“
Sie: „Na und? Die werden sich halt ihren Teil denken.“
Er: „Aber dass wir beide ein … Liebespaar sind, das müssen wir ja nicht unbedingt gleich jedem auf die Nase binden, oder?“
Sie [richtet sich entsetzt auf]: „Natürlich nicht! Das geht schließlich niemanden was an!“
Er [ängstlich]: „Und wenn jemand direkt nachfragt?“ Weiterlesen

Der Heteroflüsterer

Wenn irgendwo über Homopolitik diskutiert wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er auftaucht. Er weiß nämlich sehr genau, wie diese Politik aussehen sollte. Oder besser gesagt, wie sie nicht aussehen sollte.

Das Credo, mit dem er jede Utopie totschlägt, heißt: „Man muss die Gesellschaft dort abholen, wo sie steht“, gern mit dem Nachsatz: „Und dabei müssen wir Alle mitnehmen.“ Weil er selbst ein Herdentier ist, kann er sich die Gesellschaft nur als Herde vorstellen, als einen einheitlichen Block träger Wesen, die unisono muhend und mähend stets allesamt in die selbe Richtung ziehen. Diese Herde grast in seiner Vorstellung auf einer dürren Weide, auf der echte Akzeptanz noch nie geblüht hat und auch künftig niemals gedeihen wird. Und als Ansammlung ängstlicher Fluchttiere ist die Gesellschaft in seiner Phantasie jederzeit bereit zu einer halsbrecherischen Stampede, sobald irgendwo am Horizont der Schatten eines Homosexuellen eine allzu exaltierte Bewegung macht.

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Beten erwünscht, Poppen verboten

Ich habe nichts gegen Katholik_innen. Das sind ja auch irgendwie fast so eine Art Menschen. Nur eben weniger wertvolle. Vielleicht haben manche von denen sogar irgendwelche Begabungen. Geschirr spülen oder so. Damit kann sich gerne ab und zu eine_r bei mir zu Hause nützlich machen. Ich finde es nur inakzeptabel, wenn sie ihre Religion auch praktizieren wollen. Beten, Singen, Blut trinken – all die abscheulichen Dinge, die Katholik_innen so machen, wenn sie unter sich sind, die sind natürlich moralisch eindeutig zu ächten. Glücklicherweise sind diese Dinge den Christ_innen in vielen Ländern verboten. Es versteht sich von selbst, dass auf diese Länder kein politischer Druck ausgeübt werden darf, um dort die Irrlehre der Religionsfreiheit durchzusetzen.

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Von Liebe und Schweinkram

Wie immer schlägt Frau Obermeier das Niederknödlinger Morgenblatt bei den Heiratsanzeigen auf. „Wir haben uns getraut!“, scherzen dort Marcel K. und Sofie L. unter einer Grafik mit zwei Ringen. Frau Obermeier schmunzelt über das gelungene Wortspiel. Sie kennt die beiden nicht, aber sie freut sich trotzdem mit ihnen. Es ist doch schön, wenn sich ein junges Glück zu seiner Liebe bekennt. Und es macht Frau Obermeier froh, dass es anscheinend noch solche guten alten Werte gibt wie Treue und Verantwortung. Vielleicht ist ja sogar bald etwas Kleines unterwegs? Frau Obermeier stellt sich ein pastellfarbenes Kinderbettchen vor und seufzt glücklich.

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Wie das russische Volk wieder einmal nur ganz knapp der Pervertierung entrann

„Oh mein Gott“, muss Roman Iwanowitsch Hudjakow, vor Entsetzen schaudernd, geflüstert haben, während er den 100-Rubel-Schein minutenlang mit einer Lupe ausgiebig betrachtete. „Da kann man ja gar nicht hinsehen!“ Und dann sah er gewiss noch einmal ein paar Minuten lang hin, um auch wirklich sicher zu gehen.

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